Mit dem Wohnmobil durch Namibia - Tag 12 und 13: Die Erongo-Berge – Spitzkoppe – Bulls Party

Tag 12 und 13: Die Erongo-Berge – Spitzkoppe – Bulls Party
Jeweils ca 120 km, 2 Std


Das ist schon alles wahnsinnig abwechslungsreich hier. Wir haben Savanne und Wüste gesehen, gestern noch haben wir kilometerlange Atlantikstrände bewundert und heute sind wir in den Bergen. Gestern war es noch neblig und kaum 20 Grad, heute ist es weit über 30. Von St. Peter Ording ans Matterhorn in einer Stunde sozusagen. Denn in der Tat wird die Spitzkoppe das Matterhorn Namibias genannt, und wenn man sich das Bild von unserer Anreise ansieht, dass weiß man auch warum. Deshalb heißt der Berg ja auch Spitzkoppe und nicht etwa Rundkoppe oder Tafelkoppe.


Die Spitzkoppe


Wir verlassen Swakopmund nach umfangreichen Einkäufen. Denn das war so geplant – nach der Hälfte des Urlaubs wieder Proviant auffüllen. Der Superspar dort ist wirklich super und bietet uns alles, was wir brauchen. Grillkohle, Kartoffeln und Mais, Joghurt, Chutney, Wasser und Bier, Brot und Fleisch, Halt – Fleisch halt leider nicht. Natürlich gibt es hier Fleisch, wie bei uns. Schwein, Rind, Lamm, Geflügel. Wir wollen aber Wild – das ziehen wir hier dem besten Rinderfilet vor. Aber in bisher keinem Supermarkt finden wir Wild. Ist das normal? (Namibia Kenner bitte Kommentar hinterlassen). Wild haben wir bisher auf Farmen gekauft, im Supermarkt immer nur Rind. T-Bone oder Filet, alles wirklich nicht schlecht, aber das hiesige Wild, das ist einfach nur genial – und zu Hause bekommen wir so etwas nie wieder. Also machen wir uns auf die Suche nach einer Fleischerei – dort finden wir alles, was das Herz begehrt und kaufen Oryx, Springbock und Kudu. Mittlerweile haben wir Oryx und Springbock probiert und Oryx ist eindeutig das Beste, gefolgt von Springbock. Kudu wissen wir noch nicht. Oryx ist soooo zart, ganz fein und sehr voll im Geschmack. Irre. Springbock hat mehr Wildgeschmack und ist grobfaseriger, aber immer noch besser als Rinderfilet. Kudu kommt noch, wir werden berichten.

Und tanken müssen wir noch. Auch das ist immer ein Erlebnis. Natürlich ist hier nicht selbst tanken sondern mit Tankwart. Jede Tankstelle wird von einer Hundertschaft Tankwärter bevölkert, die leere Tanks riechen können (oder mein suchendes Gesicht deuten können). Es wird wild gestikuliert, hierher – hierher. Einweisung wie auf dem Flugfeld. Volltanken bitte. Los geht es, gleichzeitig putzen 2 weitere unsere Scheiben (was wichtig ist hier). Und volltanken ist witzig hier. Bei uns ist die Definition „Tank voll“, wenn wer Zapfhahn automatisch abschaltet. Habt ihr eine Ahnung, was dann alles noch reinpasst. Der Tankwart zelebriert eine Kunst, den Tank so weit zu füllen, bis es wieder rausläuft. Da das immer ne riesen Sauerei macht versuche ich es mit „it is ok“, aber die lapidare Antwort „ it is not yet full sir“. Meine erste Vermutung es geht um Trinkgeld, also immer krumme Summe tanken hat sich nicht bewahrheitet. Es wird auch bis 429,99 N$ getankt oder was auch immer, Hauptsache voll. Ich weiß nicht, was ich das nächste Mal sagen soll. „Almost full“? Die richtige Trinkgeldhöhe habe ich mittlerweile auch raus. Wenn man neben der Scheibenwäsche auch noch Füße gewaschen bekommt war es zu viel.

Was wir hier immer frühstücken? Also nach unserem „Coffee in Bed“ beim Sonnenaufgang? Machen wir wie zu Hause, wenn wir mit unserem WoMo los sind. Brötchen on the road. Heißt hier wirklich überall Brötchen (Sandwich hat sich in diesem sandigen Land trotz südafrikanischer Besatzung nicht durchgesetzt) und die Brötchen bei Shell sind so gut wie bei uns ;-). Also alles ganz easy. Und gestern gab es frische Brötchen mit Fleischsalat aus der Fleischerei. War das lecker.

So, nun aber zu den Naturhighlights dieser Region. Warum die Sitzkoppe so heißt, hatten wir ja schon. Hier kann man viel wandern, das Sitzkoppe Rest Camp ist riesengroß und von Granitfelsen und Bergen geprägt. Das gesamte Gelände ist ein Campingplatz, die Stellplätze sind in 3 Gruppen angelegt und sehr großzügig, gerne 300m zwischen den Stellplätzen. Hier ist aber alles so leer, das wir das nächste WoMo kaum erkennen können. Die weiteren Plätze sind 2 Std zu Fuß entfern (oha) und eine Wanderung fällt bei 35 Grad im Schatten (leider aber kein Schatten) eh flach. Wir konzentrieren uns auf die nähere Umgebung unseres Stellplatzes, der netterweise genau an der großen Sehenswürdigkeit „Rock Arch“ liegt. Besser wird es eigentlich nicht. Wunderbare Fotos im Sonnenunter- und Sonnenaufgang, eine traumhafte Kulisse und ein ruhiger Abend bei Springbock und Rotwein. 

Unser Campingplatz direkt am RockArch (links hoch)


von der anderen Seite

Der Rock Arch

Rock Arch im Sonnenuntergang


Die Spitzkoppe im Morgenlicht


Hier gibt es hunderte von Klippschliefern, die das Areal bevölkern. Wirklich putzige kleine Tierchen, die am Nachmittag in ganzen Gruppen unseren Campingplatz aufsuchen, als wir mit Wasser plätschern. Die ganz Mutigen kommen bis zu uns heran und trinken unsere Schüssel mit dem Wasser leer. Auch viele Vögel flattern hier rum, wir haben gerade einen Gelbschnabeltoko gesehen und die Webervögel gibt es hier eh überall. Webervögel sind übrigens Spatzen, nur mit lustigeren Farben und der Nestbau unterscheidet sich halt – daher Webervögel. Die gewebten Nester sehen an den Bäumen ja immer toll aus, grad die Riesennester der Siedlerweber, wo hunderte Vögel in einem Nest leben. 

Ein Klippschliefer will zu unserem Wasser

Ein Gelbschnabeltoko


Und den Tag danach verbringen wir nur 100 km weiter östlich auf der Ameib Ranch auf einem Naturcampingplatz. Einfach mal ausspannen auf unserer Route in den Norden. Und diesen Bericht schreiben, was für mich ja immer Entspannung ist. Und den Giants Playground besuchen. Hier liegen Riesenmurmeln einfach so auf dem Berg. Die Murmeln sind aber natürlich durch Erosion entstanden – wenn man aber davor steht fragt man sich unweigerlich, wie so etwas durch Erosion entstehen kann. Man hat das Gefühl, die DInder kullern gleich weg. Wir haben dann auch noch den 130m hohen Elephants Head erklommen und haben tolle Überblicke über die Savanne genossen. Wahnsinn. Und auf der Fahrt hierher, da ist uns der Atem stehen geblieben. Kaum 10 m von der Straße entfernt stand mitten in der Landschaft ein riesiger Giraffenbulle. Sofort anhalten und Motor aus. Er hat uns minutenlang verdutzt angeguckt, der war genauso fasziniert wie wir scheinbar. 

Bulls Party

Blick vom Elephants Head

Stand einfach kaum 10 m neben unserem Auto


Noch ein Thema, welches uns hier auf dem Urlaub beschäftigt: Der Mond. Wann ist die beste Zeit, dieses Land zu besuchen? Neumond ist ja gut zum Sterne beobachten, was man hier bei der Höhe, keinerlei Fremdlicht und der tollen Luft ja wunderbar tun kann. Außerdem ist der südliche Sternenhimmel ja wirklich genial. Am Abend steht der Skorpion direkt über uns und die Milchstraße ist so omnipräsent, dass ich das vorher noch nie gesehen habe. Andererseits ist auf den einsamen Campingplätzen der Vollmond prima, da der Vollmond so viel Licht spendet, dass er hier Schatten wirft. Ehrlich, ich habe den Urlaub nicht nach der Mondphase geplant, aber so ist es eigentlich ideal. Bei Vollmond waren wir in der Wüste und konnten so am Abend in voller Beleuchtung grillen. Hier in den Bergen ist Halbmond und wir haben den ganzen Abend zum Sterne schauen. Also Tipp: Abnehmenden Mond planen, damit es abends noch dunkel ist, später aber hell wird. Das Foto hier ist übrigens am Morgen kurz vor Sonnenaufgang entstanden und zeigt die klare Luft, anders wäre so ein Bild mit einer handelsüblichen Kamera ja kaum möglich. 



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