Mit dem Wohnmobil durch Namibia - Tag 6 und 7 - Durch die Namib – Koiimassis Farm – Family Hideout


Tag 6 und 7: Durch die Namib – Koiimassis Farm – Family Hideout
2 Mal 137 km, jeweils ca 2 Stunden


Hatte ich schon erzählt, wie wichtig ein 4x4 Fahrzeug in einem Namibia Urlaub ist? Lasst euch nicht zu einem normalen PKW (oder gar Wohnmobil) überreden. Bei meiner Urlaubsplanung bin ich ja immer wieder auf Vermieter gestoßen, wo steht: „Auf allen Straßen Namibias kann man mit einem normalen PKW fahren“. Das stimmt. Aber was will man nur auf den Straßen? Klar, es gibt sicher viele Lodges, die man auch mit einem Zweiradantrieb erreicht. Aber um die wirklich schönen Ecken zu sehen muss man schon mal den 4WD einschalten. Und nicht nur auf Nebenstrecken. Heute war auch auf der Hauptstraße eine große Sandwehe und da durch möchte ich nicht mit einem PKW fahren. Wahrscheinlich ist der Unterboden aus der Versicherung ausgeschlossen, denn damit verdienen die dann ihr Geld. Denn nicht nur der 4-Rad Antrieb, sondern auch die Höhe ist wichtig, damit man sich nicht gleich alles abfährt. Aber wie gesagt, für die Zufahrten zu unseren beiden Unterkünften war 4WD praktisch Pflicht – aber der Reihe nach….

Die Namib beginnt nicht plötzlich, da gibt es auch kein Schild: „Ab hier Namib“. Man fährt nicht plötzlich von einem Wald – schwupps – in die Wüste. Die Namib erschließt sich vorsichtig, mit jedem Kilometer. Die Gräser und Sträucher, die unsere bisherigen Tage so dominiert haben werden weniger und hier und da mischt sich eine kleine rote Sanddüne in die Landschaft. Überhaupt dominieren übrigens hohe Granitberge das Gebiet, die dann später immer mehr so aussehen, als will der rote Sand sie fressen. Und irgendwann ist dann nur noch roter Sand und wir sind mittendrin in der Namib. Aber das dauert….


Auf dem Weg in die Namib

Berge im Hintergrund prägen die Landschaft der Namib


Den 6. Tag verbringen wir auf der Koiimassis Ranch, hier treffen Berge, Wüste, Savanne und Trockenflüsse in einem Ort zusammen und machen diese Landschaft aus. Die Zufahrt zur Farm ist schon spektakulär. 20 km fährt man über eine sandige Piste bis man die Ranch erreicht. Unweigerlich fragen wir uns, was man hier in dieser Einsamkeit macht. Der nächste Supermarkt ist 400 km entfernt. Die nächste Farm 30. 500 Rinder und 250 Pferde leben hier auf der Farm, dazu Strauße und Hühner – der nächste Supermarkt ist also egal – denn hier wird selbst versorgt. Das Fleisch, was wir hier für die nächsten 4 Tage einkaufen ist Oryx, ein Gewehr findet sich hier also sicher auch. Endlich lernen wir, dass Oryx das beste Fleisch hier ist aber Springbock soll auch gut sein. Müssen wir mal probieren. Aber ja, Oryx hat uns bisher immer super gut geschmeckt. Und diese Tiere sind hier so omnipräsent und zutraulich, dass mir klar ist, warum dies hier die Delikatesse ist.

Auf dem Weg zur Koiimassis Ranch

die Zufahrt


Der Campingplatz ist ein Traum und wir genießen die Ruhe, mehr haben wir nicht vor. Dies ist für uns ja nur ein Zwischenstopp, wir wollen in Ruhe reisen und die Landschaft genießen. Eine gute Entscheidung übrigens im Nachhinein. Wer gerne reitet, der sollte mal hier her kommen. Das ist nämlich die Hauptattraktion hier und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie weit man hier reiten kann. 

Unser Campingplatz auf der Koiimassis Ranch


In der Nacht passiert etwas sehr sonderbares. Es fängt an zu regnen. Also richtig an zu schütten. Ehrlich, dass hätten wir in unserem Namibia Urlaub jetzt nicht erwartet und erst recht nicht hier. Als wir abreisen freut sich Anke (die Chefin der Ranch) aber wie verrückt. Es ist der erste Regen den sie seit 4 Jahren hier sieht. Natürlich ist sie überglücklich, denn die Gräser, Büsche und die Bäume brauchen das jetzt. In akzentfreiem Deutsch führt sie uns noch kurz in ihren Shop, wo wir neben dem Oryx-Steak auch noch ein Straußenei als Deko einkaufen. Ob wir das heil mit nach Hause bekommen? Aber in der Tat macht so ein Ei einen stabilen Eindruck, aber die Geschichte mit dem Eierklau – die habt ihr ja sicher schon gelesen.

Die Straße zu unserem nächsten Stopp fühlt sich nach dem Regen an wie eine Seifenpiste und das Fahren strengt an. Hier ist es auch, wo ich auch auf der Hauptstraße den 4WD einschalte, denn zu sehr schlingert unser WoMo. Der Regen übrigens, der war aber nach ein paar Stunden wieder vorbei und schon um die Mittagszeit lacht die Sonne wieder von einem tiefblauen Himmel.


Seifenpiste



Unser nächster Stopp wird sicher als bester Tag des Urlaubs in unseren Gedanken bleiben (noch weiß ich das ja nicht, aber besser kanns eigentlich nicht werden). Und das liegt einzig und allein an unserem Campingplatz mitten in der Wüste, mitten im Nirgendwo, ganz allein in den Dünen. Die Zufahrt ist abenteuerlich und interessant, die Springböcke und Oryxe laufen neben uns her, als wir durch die Dünen fahren. 4x4 ist hier Pflicht und ich musste auch das erste Mal den Low-Gear (also Kriechgang) benutzen, weil der Sand doch sehr tief war. Ein wirklich einzigartiger Campingplatz – er besteht aus 2 Stellplätzen, die einen Kilometer weit auseinander liegen. Zusätzlich ist eine hohe Düne dazwischen, wir sind also wirklich allein. Es gibt hier keine Rezeption – den Platz bucht man im Internet und leistet Vorkasse. Es steht aber ein Schild am Platz „Willkommen Familie Ramin“. In der Box im Waschhaus liegt ein Funkgerät (bei Problemen bitte auf Kanal 2 rufen). Das Wasser kommt aus einer solarbetriebenen Pumpe und wird in einem Solarbehälter erwärmt. Strom kommt aus einer normalen 12V Batterie, die per Solar geladen wird. Autark in der Wüste. Und das Beste: Es handelt sich um Privatgelände, wir dürfen also ungestört dahin laufen, wo es uns gefällt. Wir machen also einen kleinen Spaziergang 10 Minuten zu der großen Düne in unserer Nähe – 90m ist sie hoch. Nein, das ist nichts im Vergleich zu den 300m hohen Dünen im Sossusvlei, aber diese Düne gehört uns ganz allein. Hier darf man auch Sandboarden, zum Campingplatz gehören zwei Dune-Boards. Also einfache Spanplatten mit Halterung dran. Vorne leicht hochbiegen und runter. Macht Spaß, ist aber nicht von langer Dauer. Denn ehrlich, es fehlt der Lift. Nein Quatsch, natürlich nicht, aber eine Düne hoch laufen ist wahrlich eine anstrengende Sache. So genießen wir lieber den Blick von unserer Düne und die Oryxe, die hier zu hunderten das Gebiet bevölkern und oft ganz dicht kommen. Wenn sie dann auch noch auf dem Dünenkamm stehen bleiben, wird es fast kitschig.

Ein Oryx posiert für uns auf der Düne




Unsere Privatdüne

90 m geht es hinauf

Und wieder hinunter - Duneboarding


Der Blick von unserem Campingplatz

Unser Campingplatz

Und der Mond geht auf über der Namib


Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass der Sundowner heute ganz besonders gut war, und das lag nicht nur an dem perfekten Sundowner (Gin-Passionfruit-Tonic). Wir wollten gar nicht mehr runter kommen von der kleinen Düne neben unserem Platz, wo wir unsere Stühle hinstellen und den Mondaufgang genießen. Es ist unglaublich hier. Abends brannte das Lagerfeuer, auf dem wir dann unser Oryx-Steak der Koiimassis Farm gegrillt haben. Lecker. Die Nacht war übrigens saukalt. Es hat gefroren. Einen Thermometer hatte ich nicht dabei, aber morgens konnte man kleine gefrorene Tauspuren in den Dünen erkennen. Überhaupt war der Boden überall leicht feucht, nur der Tau aus der Luft lässt die Gräser hier wachsen. Beeindruckend.


Kommentare