Mit dem Wohnmobil durch Namibia - Tag 10 und 11 - Swakopmund

Tag 10 und 11: Swakopmund
378 km, 7 Stunden (mit Stopp in Walvis Bay)


Ja, es ist so, wie es überall geschrieben steht. Swabopmund ist das südlichste deutsche Seebad – eindeutig. Überall hat man den Eindruck, plötzlich tausende Kilometer gereist zu sein um irgendwo am Ostseestrand wieder angekommen zu sein. Komisches Gefühl.


Swakobmund Strand

Aber erst einmal müssen wir ja ankommen. Heute steht eine anstrengende Fahrt von fast 400 km bevor. Ihr werdet jetzt den Kopf schütteln, denn 400 km hört sich jetzt nach wenig an. Wir fahren das alles aber über eine Schotterpiste, hier in Namibia Pad genannt. (Kleine Frage am Rande: Spricht man das Pahd oder Päd aus? Wers weiß bitte Kommentar hinterlassen). Und Schotterpisten kennen qualitativ 3 Qualitätszustände: Gut, Schlecht, ganz schlecht. Quantitativ kann man das mit der Höhe der Querrillen beschreiben. Denn komischerweise bildet eine Schotterpiste mit der Zeit Querrillen. Warum das so ist, ist mir eigentlich ein Rätsel. Wer es weiß, bitte auch posten. Die Höhe der Querrillen macht dann auch die Qualität aus. Interessanterweise ist der Abstand der Querrillen in etwa gleich, so ca 20 cm. Wenn die Höhe der Querrillen dann auch 20 cm ist entspricht das einem Wellblech. Und jetzt stellt euch mal vor, ihr fahrt über ein Wellblech, Also quer drüber. „Es hoppelt“ wäre jetzt leicht untertrieben denn es schüttelt wie verrückt. Wenn man den Mund nicht zu macht klappert man sich die Zähne kaputt (Achtung, auch nicht die Zunge dazwischen, das tut weh) und im Wohnmobil fällt alles, aber auch alles durcheinander. Noch schlimmer: Alles was irgendwie verschraubt ist löst sich. Also nie ohne Schraubenzieher nach Namibia. Das sind die extrem schlechten Pisten, die leider diesmal einen großen Teil der Fahrt ausmachten. Bei den schlechten Pisten Liegt die Querrillengröße unter 5 cm, das geht dann. Die guten haben keine Querrillen, was eigentlich nur passiert, wenn die Strecke frisch gehobelt wurde. Die richtige Geschwindigkeit zu finden ist wichtig. Man muss also die Geschwindigkeit so anpassen, dass man gerade über die Oberkante der Rillen saust. Ich nenne das den Pad-Flugmodus. Das Fahrzeug hat dann zwar kaum Bodenkontakt, es ist aber beim Fahren erträglich. Genau deshalb stehen hier übrigens weit vor einer Kurve schon Schilder, denn ein Einlenken bereits mehrere Kilometer vor der Kurve ist wichtig. Mangels Bodenkontakt dauert die Reaktion des Autos auf das Lenkmanöver etwas. Stellt auch einfach vor, ihr fahrt mit einem Hovercraft über die Autobahn. Um das Ganze nicht zu gefährlich zu gestalten, fahren wir solche Pisten mit ca. 60 km/h, bei den ganz üblem reduzieren wir zwecks Angst um unser Auto auch mal auf 40 km/h. Und bei den ganz guten Strecken kann man gern auch mal 80 km/h fahren. Die locals fahren übrigens alle über 100, aber die haben das mit dem Hovercraft fahren scheinbar besser drauf und am Auto alles festgeschraubt.

Und noch etwas ist Besonders beim Pad fahren – der Staub. Das fällt uns erst jetzt auf, denn die Strecke zwischen Sesriem (Sossusvlei) und Swakopmund ist sehr stark befahren. Stark heißt jetzt ein Auto alle 10 Minuten. Bisher hatten wir ein Auto alle Stunde, was immer ganz lustig war, da wir entgegenkommende Autos immer schon 20 km vorher erkennen konnten. Wenn aber viel los ist kommt neben der Querrillenhöhe auch noch die Windrichtung ins Spiel. Wind von der Seite ist gut. Dann ist der Staub gleich wieder weg, wenn man überholt wird. Wind von vorne ist blöd, da fährt man dann gern mal blind und beim Zähneklappern kommt auch noch Sand dazwischen. Ohne Wind ist ganz blöd, dann gleicht das Pad einer Nebelbank mit 1 m Sichtweite.

Die Strecke selbst ist in 3 Abschnitte zu teilen. 100 km Wüste, 100 km Berge und Canyon, 100 km Nichts. Wer jetzt meint Wüste und Nichts wäre vergleichbar der kommt einfach mal vorbei. Wüste sieht schick aus, ein paar geschwungene Dünen vielleicht, Gräserbüschel, interessante Farben. Nichts ist wirklich Nichts. Also eine einzige Farbe. Monoton nennt man sowas – jetzt hab ich das Wort auch endlich kapiert (Eigentlich Duoton, denn der Himmel ist ja blau, aber das wäre jetzt spitzfindig). Wer den Film Matrix kennt: Da wird das „the Construct“ genannt, also das Loader Programm. Genau so sieht es da auch. Also das letzte Stück, bevor man in Walvis Bay ankommt. Ein hübsches Städtchen übrigens mit tollen Villen direkt am Atlantik und tausenden von Flamingos, die sich dort direkt an der Lagune tummeln.

Nichts

Flamingos in Walvis Bay


Der Weg durch die Berge und den Kuiseb Canyon ist richtig spektakulär. Pechschwaze Schieferberge, tief eingeschnitten und traumhaft schön durch die ausgefranste Schieferkante. Habe ich noch nie gesehen sowas. Die Fahrerei (rauf und runter über eine sehr schlechte Schotterpiste) war zwar etwas anstrengend, der Ausblick hat das aber entschädigt. 

Und noch was witziges: Auf der Fahrt kommt man immer durch irgendwelche Orte, die eigentlich nur aus einer Tankstelle (wichtig) und einem Einkaufsladen bestehen. In Solitaire aber, da stehen im Ort mindestens 20 Autos auf einem Parkplatz, inklusive Toyota Quantum Tourmobile. Sowas heißt für Namibia „es ist irre voll“. Warum? Im Solitair ist die Mc Gregor Desert Bakery – eine Bäckerei berühmt für den Apfelkuchen, der in der Tat wirklich zu empfehlen ist. Das war unser Frühstück. 

Solitaire


So, jetzt aber zu Swakopmund. Die Stadt hat wirklich Charme und ist einzigartig. Eine Mischung aus Helgoland an der Promenade, Zinnowitz bei der Seebrücke und Unterfanken im Stadtzentrum. Die Bezeichnung einiger Hotels ist für uns vielleicht etwas ungewöhnlich (Kaiser Wilhelm, Heimruhe oder Prinzessin Rupprecht), aber einen Ankerplatz oder Bismarckstraße gibt es auch bei uns. Das Brauhaus ist leider völlig ausgebucht (schade, ich hätte gern Springbock mit Bratkartoffeln gegessen) und das Hansa-Hotel kennen wir aus Hummeldumm. Es gibt die Adler Apotheke, den Goerg Ludwig Kindergarten, die Hansa-Brauerei, das Cafe Treffpunkt (da haben wir orginal afrikanische Kartoffelpuffer gegessen) oder die Galerie Stadtmitte. Alles so irre deutsch hier. Die Bedienung im Café Treffunkt kann das Wort „Brötchen“ akzentfrei aussprechen und lustig wird es bei Foto Behrens. Ich brauche eine neue Videokamera, da meine im Dead- Vlei dem Sandsturm erlegen mit. Der nette Herr ganz in schwarz hat eine einzige zu bieten, der Preis entspricht dem bei Amazon und schnell werden wir uns einig. Bei der Frage „which SD Card can I use?“ antwortet er im perfekten Hochdeutsch: „ Da passt eine ganz normale Micro-SD Karte rein“. Was haben wir gelacht. Wir haben auch einen winzigen Stoffladen gefunden, der tausende verschiedene Stoffe anbietet (IKEA is nix dagegen). Wir entscheiden und für einen Stoff mit Afrika-Muster und Jutta wird jetzt die ganzen Afrika Andenken selber nähen ;-). Das kleine Museum ist auch super interessant und erzählt die Geschichte der deutschen Kolonialzeit und auch der Landschaft, Fauna und Flora. Alles in allem: Eine wunderschöne, saubere Stadt. Wir haben es genossen.









Noch eine Geschichte zur Geschichte, die man auf der Seebrücke lernt. Denn die Seebrücke ist gar kein touristisches Bauwerk, sondern war eine Notwendigkeit der Kolonialzeit. Denn der einzige Hafen im Land, der ist Walvis Bay, die Walfischbucht. Dieser Hafen wurde aber schon in der Kolonialzeit von den Briten kontrolliert und der gab das auch nicht ans deutsche Kaiserreich her, dazu war die deutsche Marine gar nicht in der Lage. Um überhaupt eine Möglichkeit zu haben, die Schiffe und Passagiere anzulanden baute man diese 90m lange Seebrücke ins Meer – ein Kran zeugt noch heute von dieser Prozedur. Passagiere wurden damals mit einem Korb ins Schiff per Kran gehievt, einen solchen Korb kann man im Museum noch bewundern. Übrigens: Walvis Bay ist von solcher Bedeutung, dass er selbst bei der Unabhängigkeit Namibias 1990 noch Südafrikanisch blieb. Erst 1994 wurde die Stadt an Namibia übergeben. Da haben wir doch was gelernt, als wir auf der Seebrücke standen.

Und ganz zum Schluss noch unser Campingplatz "Alte Brücke Resort". Sehr luxeriös mit eigenem Bad, Internet und Wäscheservice. 

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